The Falcon and the Rose

Märchenadaption und romantischer Fantasyroman

Kurz vor ihrer Verlobung wird Tenyas Dorf von einem mächtigen Zauberer überfallen und ihr Bruder entführt. Der Magier sucht den Falken, einen Räuber, der den Zauberer bekämpft. Um ihren Bruder zu befreien, hilft sie bei der Suche nach dem Gesetzlosen. Im Wald stößt sie auf ein Schloss hinter einer hohen Dornenhecke, von dem es heißt, dass Dornröschen darin schlafen würde.

Was hat der Räuber mit der Figur aus dem Märchen zu tun? 

Was meine Leser sagen

Leseprobe

Unvermittelt hörte der Bewuchs auf und machte den Blick frei auf eine rotgrüne Wand von gewaltigen Ausmaßen. Bei näherem Hinsehen bemerkte sie, dass es sich um Mauern handelte, die über und über von rot blühenden Rosenhecken bewachsen waren. Nein, das waren nicht nur Mauern, es war ein ganzes Schloss. Die Sonne beschien Dächer und Zinnen, die ebenfalls von einer enormen Rosenhecke überwachsen waren. 
„Du meine Güte!“ Tenya starrte auf die blühende Hecke. Sie war dem Schloss noch nie so nah gewesen.
 „Kein Wunder, dass man bei einem solchen Anblick an Märchen denkt, nicht wahr? Aber mehr ist es leider auch nicht.“ 
„Hast du eine Idee, wie wir hineinkommen?“, fragte sie, auch wenn ihr eigentlich davor graute. 
Picabo schüttelte den Kopf. „Es muss einst ein Tor gegeben haben. Aber das ist alles zugewachsen.“ Zögernd liefen sie näher heran. 
Sie musste den Kopf in den Nacken legen, um den oberen Rand der Mauern unter den Rosenranken zu erahnen. Die Hecke war zwar von grünem Blattwerk bewachsen, hatte aber lange, spitze Dornen, die sie undurchdringlich machten. 
„Hier kommt niemand durch, wie du siehst“, sagte Picabo. Aber Tenya wollte nicht so schnell aufgeben und lief an der Hecke entlang. „Sehen wir uns weiter um.“ 
Picabo folgte ihr zögernd. Es gab keinen Pfad, das Gelände war wild und verwachsen, wodurch sie nur sehr langsam vorankamen. Endlos schien sich die Dornenhecke entlang zu ziehen. 
„Ich glaube, du hattest recht. Hier ist niemand.“ Tenya blickte sich resigniert um. 
„Ja, so ist es. Tut mir leid. Komm, lass uns zurückgehen.“ Sie hatte das Gefühl, Erleichterung aus seiner Stimme heraus zu hören. „Aber Rewida wirkte so sicher.“ 
„Ist sie nicht ein bisschen verwirrt?“, fragte er. „Ich finde sie schon manchmal ein wenig seltsam.“ 
„Nein! Was Rewida sagt, hat Hand und Fuß. Hier muss etwas sein!“ Sie lief weiter entlang der Hecke und suchte nach einer Möglichkeit hineinzugelangen. 
Picabo seufzte vernehmlich. „Das bringt doch nichts! Wir sollten uns lieber auf den Rückweg machen.“ 
Tenya wollte jedoch nicht aufgeben. Hier musste etwas sein, sonst hätte Rewida sie nicht hergeschickt. Aber die Mauern waren überall von ausgreifenden Büschen mit spitzen Dornen bewachsen. Schließlich sah sie ein Vordach, was noch nicht vollständig zugewuchert war. „Ich werde es hier versuchen.“ 
„Ich mache das.“ Picabo trat ihr in den Weg. Tenya sah ihm an, dass es ihm davor graute, in diese Dornenhecke zu steigen. Vorsichtig arbeitete er sich vor. Bevor er irgendwo zugriff, entfernte er mit seinem Messer so viele Dornen wie möglich, dennoch schien er sich immer wieder an den Händen zu verletzen. Sie hörte seine unterdrückten Flüche, Dornenranken verhakten sich in seiner Kleidung. Er entfernte die Triebe stets sofort wieder, trotzdem zerriss er sich sein Hemd. Fluchend hievte er sich auf das Vordach. „Du wartest hier. Ich …“ 
„Ich komme mit!“ Auf keinen Fall wollte sie hier draußen allein bleiben. „Hilf mir hoch!“ 
Er nahm ihre Hand und zog sie zu sich auf das Dach. Von hier aus erreichten sie ein Fenster, dessen Scheiben eingeschlagen waren. Offenbar war bereits vor ihnen jemand hier gewesen. Leise kletterten sie ins Innere und fanden sich in einem riesigen Saal wieder. Staunend hob sie den Blick zu den hohen Gewölben. Die Wände waren mit farbenfrohen Landschaftsbildern bemalt. Vereinzelt blätterte die Farbe ab. Es gab auch Bilder von Personen mit wunderschönen Gesichtern. Es waren Fae. Tenya hatte noch nie welche gesehen, aber sie erkannte sie an ihren spitzen Ohren und den großen gefiederten Flügeln. Tenyas Anspannung stieg, denn man sagte, dass einst Fae in diesem Schloss gelebt hätten. Also stimmte womöglich auch die Sage vom Dornröschen?